Sonntag, 27. Dezember 2015

Ups and Downs

Hallo Leute!

Ich wollte mal eine kurze Reflexion über die ersten paar Monate hier in Großbritannien abgeben.
Ich sammele so viele neue Eindrücke und Erfahrungen, dass es schwierig ist, sich auf das Wichtigste zu begrenzen, aber trotz der Gefahr auf Unvollständigkeit, möchte ich versuchen euch ein kleines Resumé zu meinem emotionalen und gesundheitlichen Wohlbefinden hier zu geben.

Vielleicht sollte ich damit anfangen, dass mich von Anfang an pudelwohl gefühlt habe. Ich wurde herzlich willkommen geheißen und habe irgendwie sofort einen Platz "in the midst of the community"gefunden. Ich habe einfach reingepasst.....schon erstaunlich, wie Gott die richtigen Leute zum richtigen Ort zu rechten Zeitpunkt zu schicken scheint!
Dieses Gefühl habe ich auch immer noch und ich glaube das wird nicht mehr weichen: ich bin hier eindeutig richtig!

Trotzdem ist natürlich nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen.
Ich denke, dass ich zu Beginn wegen all den aufregenden neuen Eindrücken und Menschen und so, nur so vor Energie und Enthusiasmus gestrotzt habe. Das ist vermutlich den Elan, den man am Anfang mit sich bringt, angereichert durch das "Anfangsadrenalin", wie ich es gerne auszudrücken pflege. Wie meine Supervisorin Jan es gerne ausdrückt " Sarah came to serve".

Ich habe mich also in ein neues Leben, meines Umfeld und meine neue Arbeit gestürzt.
Eines meiner Ziele (vom Vorbereitungsseminar) war jedoch, mich nicht zu stressen und nicht immer bei allen HIER zu schreien, auch wenn ich es theoretisch kann.
Joa, ich würde sagen, das ist ein langsamer Lernprozess... :D
Ich denke, dass liegt auch daran, dass ich neben meiner hilfsbereiten Persönlichkeit auch einfach so viel wie möglich von hier mitnehmen will. D.h. nicht die Erlebnisse im Café und der Gemeindearbeit, sondern auch meine Erfahrungen durch YAG, Chor, etc. und die vielen super netten Einladungen zu gemeinsamen Essen und Ausflügen möchte ich mir nicht entgehen lasssen.
Jedoch muss ich auch lernen NEIN zu sagen und auch lernen Zeit für mich selbst einzuplanen, zum Erholen, zum Reflektieren. Ich denke das sollten ich versuchen, in den nächsten Monaten zu integrieren.
Denn ansonsten leidet auch meine Gesundheit darunter, wie ich bereits gemerkt habe.
Im November gab es eine kurze Zeit in der ich krank war. Donnerstagabend ging es mir schon nicht mehr so gut, aber Freitagmorgen war klar, dass mich eine Erkältung richtig fett erwischt hat. Deshalb habe ich dann Jan angerufen, dass ich nicht zur Arbeit kommen kann.
Das war erstmals eine schwere Entscheidung, denn irgendwie denkt man dann doch, man wird gebraucht und Maureen und John wollten mir nicht reinreden. Das war eine sehr interessante Erfahrung. Denn sie kümmern sich zwar liebvoll um mich, aber sie sind nun mal nicht meine Eltern und ich nicht ihr Kind und noch dazu bin ich volljährig und deshalb haben sie es mir offen gelassen, ob ich es probieren oder Zuhause bleiben möchte (Andeutungen haben sie schon gemacht). Ich habe mir jedenfalls nicht leicht getan....aber es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung, dann Zuhause zu bleiben, denn ich war dann den ganzen Freitag mehr oder wneiger im Bett gelegen und habe geschlafen. Habe dann das ganze Wochenende zum Auskurieren genutzt. Das war glaub ich bisher der einzige Sonntag, an dem ich den Gottesdienst verpasst habe.
Naja jedenfalls ist die Krankheitswelle im Winter natürlich normal, aber ich denke, dass mein Abwehrssystem nicht besonders stark war, weil ich zu viel um die Ohren hatte.

Neben diesem kleinen Down, habe ich außerdem schon vorher ein größeres "Down" erlebt, da meine Supervisorin ja zu Jahresbeginn in den Ruhestand geht (also jetzt) und für ihren Posten jemand neues gesucht wird.
Eine Mitarbeiterin des Cafés, die dort jeden Tag arbeitet und die ich deshalb sehr gut kenne, bzw. angefangen habe kennen zu lernen und die mittlerweile zur guten Freundin geworden ist, hat sich auf den Job beworben. Ich wusste das aber nicht, so wie viele andere auch nicht. Sie erzählte es nur einem kleinen Kreis (genauer gesagt 3 Personen), damit es im Falle einer Ablehnung kein großes Theater gibt...gab es aber trotzdem, mehr oder weniger.
Ich habe nur per Zufall mitbekommen, dass sie sich beworben hat, denn ich wusste, wann die Bewerbungsgespräche sind und als ich gerade meine Arbeit abgeschlossen hatte und nach Hause gehen wollte, bin ich auf sie in Anzug und so gestoßen. Joa, wusste erst mal gar nicht wie ich reagieren sollte, weil ich ein bisschen perlex war...zu viele neue Infos für mein Gehirn.
Ich habe sie dann später nochmal gesehen, nach dem Gespräch, weil ich noch was in der Stadt einkaufen war...da hat sie geweint...nicht gut gelaufen.
Danach war dann für eine Woche ziemlich miese Stimmung im Café; wie gesagt, sie arbeitet dort jeden Tag. Das war ein bisschen doof.
Dazu kam noch, dass ich ja eigentlich nichts wusste und deshalb ausweichend auf Fragen antworten musste. Auch meinte meine Supervisorin, ich sollte sie NICHT darauf ansprechen. Im Nachhinein betrachtet, hätte ich es aber glaub ich doch machen sollen....schließlich war /ist sie meine Freundin und irgendwie hat das in der Woche einen Abstand zwischen uns kreiert. Ich wusste ja eigentlich nichts, wusste es aber halt doch. Ich war eigentlich ihre Freundin, aber so dicke dann doch noch nciht ganz..wir kannten uns ja erst ca.2 Monate....ich fand das echt schwierig und hatte irgenwie das Gefühl,das mit niemanden gescheit bereden zu können...denn Ansprechpartner in Deutschland würde ich erst die Verhältnisse erklären müssen und hier in GB durfte es ja gar nicht jeder wissen.
Ich es daher eher so mit mir um getragen und denk mal in mich hinein gefressen, was keine gute Idee war. Ich habe versucht Abstand zu nehmen, aber wer mich kennt, der weiß, das ich mri das Leid anderer manchmal sehr zu Herzen nehme.
Im Nachhinein, stelle ich jetzt erst fest, wie sehr mich das vermutlich belastet hat. Ich hab das damals gar nciht so gemerkt, hab einfach weitergemacht. Außerdem hätte ich zu Liz gehen können, wie mir jetzt gerade auffällt. Aber was solls. Mittlerweile ist Grass über die Sache gewachsen und zwischen mir und ihr ist alles gut. Und ich denke gerade in den schwierigen, herausfordernden Zeiten wächst und lernt man am meisten.

Schließlich gibt es noch ein drittes, mittelgroßes "Down", von dem ich gerne erzählen möchte, dass in gewisser Weise auch immer noch besteht. Das hängt mit der kulinarischen Kultur zusammen. ;D
Ich kann definitiv nicht bestätigen, dass die britische Küche schlecht ist. Zwar gibt es Spezialitäten, wie z.B. Baked Beans und Marmite, die nicht so ganz mein Geschmack sind, aber in meiner Gastfamilie wird viel mit selbstangebauten Sachen und frischem Fisch und Fleisch gekocht. Ich finde das Essen echt lecker und es gibt immer eichlich und immer dessert. Ich werde natürlich auch wie gesagt häufig eingeladen und dort bin natürlich immer der Gast und um den muss sich ja gut gekümmert werden. Da ich mir aber leider noch keine gute Sportroutine erarbeitet habe (außer unregelmäßiges Laufen), wächst mein Bauch....und das ist nicht gerade zufrieden stellend. XD

Um es kurz zu fassen, ich habe ziemlich zugenommen (irgendwer der nicht in einem Auslandsjahr zugenommen hat?), dadurch habe ich auch Verdauungsschwierigkeiten und fühle mich natürlich nicht so viel meinem Körper. Damit hängt sicherlich auch das Ausbleiben meiner Periode zusammen, was mir aber noch nie passiert ist und mich erst einmal besorgt hat.

Also noch ein Punkt, bei dem ich lernen muss NEIN zu sagen (Nein, bitte eine kleine Portion :D) und vielleicht auch ein bisschen Zeit und Selbstdisziplin einplanen muss um wieder zu meinem Normalgewicht zurück zukehren. Jetzt im neuen Jahr! (Denn Weihnachtszeit hat natürlich auch nicht geholfen.)

Sooo, jetzt bin ich alle "downs" losgeworden. ;D Aber keine Sorge, die "Ups" sind zahlreicher (Theaterstücke, liebe Weihnachtskarten, etc.) und überwiegen. Und ich würde hier ja auch nicht über Weihnachten bleiben, wenn es mir nicht gut gehen würde ich ich mich hier wohlfühlen würde.

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